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11.11.2008
»Gestaltungskapital«, eine drei Stunden Performance

26.9.2008 – 14.12.2008
»Lebenskunst im Käse«, Rainer Wieczorek, Work in Progress
(oder Grundregeln der Ersten Hilfe)

»Produzentengalerie Rainer Wieczorek«, Reuterstrasse 85 (Gartenhaus), 12053 Berlin

4.7.2008
«Abschied«
Malerei, oder Einblick in die Sommerproduktion 2008 die noch ordentlich nach Terpentin und Leinöl riecht

Atelier Mainzerstrasse 5, 4. Stock, Berlin–Neukölln

4.7.2008 – 29.11.2008
»Einhundertneunundsechzig«
Malerei - (oder reine Farbenfreude und innovative Form)

Kopiethek, Flughafenstrasse 21, 12053 Berlin

2.6.2008 – 30.8.2008
»Ausstellung NR.168«
Malerei – Zeichnung – Skulptur

Kunsthandel Giovanni Fantone, Pestalozzistraße 70, 10627 Berlin

Diese Ausstellung informiert Sie einblickartig in die Kunst von Rainer Wieczorek. Eine Malerei die aus Kellerlöchern und unbeheizten Buden kommt. Keine Lakaienmalerei. Sie können hier die Kunst eines Kämpfers begutachten, der im Moment gleichgültig gähnt, obwohl er ahnt, daß die globalisierten Tarifverhandlungen mit der parallelen betriebswirtschaftlichen Gestaltung der Welt, unter dem Strich die Welt verarmen lässt. Die produzierten Armen werden nicht nur in Demut ihr Schicksal hinnehmen. Ihre Verzweiflung wird ihren Ausdruck finden.

Im etablierten Kontext der Kunst ist Wieczorek selten zu entdecken, hier werden »Göttchen« verehrt bis verfettet und Opposition ist ausgeblendet. Kunst in der öffentlichen Wahrnehmung ist zur Zeit reines Geschäft. Die Schadenfreude muss sich in Grenzen halten, wenn da Millioneninvestitionen von den Wänden fallen. Wieczorek geht es um die Kunst, ihrem Ansehen und Bestand in der Menschheitsgeschichte. Daran arbeitet er, seine Kunst will sich hier behaupten ohne Versicherungsschutz und Machtmissbrauch, ein malender Weltbürger und kein deutscher Mops.

Rainer Wieczorek versteht sich als Opposition zum aktuellen Etablierten. Ein Herr Meese und sein Organisationsstab, die mit Begriffen der Menschenverachtung spielen und ihren Star die »Diktatur der Kunst« ausrufen lassen, ihm seid ihr allesamt suspekt. Wenn euer Geschrei noch lauter wird und ihr die Freiheit der Kunst missbraucht um »Nationalsozialistische Reflexe« zu vermarkten, wird sein Widerstand die Höflichkeit verlassen. Herr Meese, eine Diktatur ist immer abzulehnen, auch die, die für etwas »Gutes« oder eine »Sache« steht. Eine Diktatur kennt nur Befürworter oder Gegner. Und jede Diktatur liquidiert ihre Gegner. Wollen Sie ihre Gegner erschießen oder in einem Knast verrecken lassen? Oder muss man Eure Ärsche lecken damit man leben darf? Alles falsch verstanden? Alles nur Spaß? Die ridiküle Kunst der Albernheit pocht auf ihren Freiheitsanspruch? Wieczorek hält dagegen mit seinem »Streikposten« und der gibt Kunstkapital für die »KUNSTdemokratie« dessen erste politische Forderungen ein »Gestaltungskapital« für jeden Menschen postulieren wird.

Wieczorek fußt im Kontext der Kunst die Klassische Moderne genannt wird und erarbeitet von hier aus seine Beiträge für diese Gesellschaft. Auch in ihren Anfängen spielten Künstler mit totalitären Begriffen, menschenverachtendem Vokabular, zogen mit Hurra in den 1. Weltkrieg und den Nazis hinterher. Ein ehrenwerter Künstler ist Ausnahme. Künstler die sich verachtenswerten Mächten andienen, verdienen es mit diesen von der Weltbühne zu verschwinden. Hört auf Verbrechern »Denkmäler« zu schreiben, zu malen, ihnen Lieder hinterher zu singen. Unser aller Leben ist begehrenswert und verdient Applaus mit höchsten Ehren.

Zurück zu Wieczorek. Dieser wirkt seit mehr als 20 Jahren eher im Underground, hier wird er goutiert. Eine breite Öffentlichkeit, die Fachwelt und die Medien sind unwissend über die Kunst des Rainer Wieczorek. Dieser Künstler hat aber etwas zu sagen, sein Werk entfaltet sich evolutionär, es birgt Rebellisches in sich, er glaubt an die Kraftentwicklung utopischer Modelle und der kann malen und zeichnen, verdammt gut. Wieczorek nennt sich Künstler/Soziologe/DADAsoph. Jahrgang 56. Künstler schon immer gewesen, sagt er. Einer, der die Gesamtheit der Kunst in sich aufsaugt und der Vielzahl von Ismen, sowie die Absolutsetzung von Kunstindividuen relativieren will. Sein Facettenreichtum an künstlerischer Produktion dient der Idee »Quintessenzbilder« zu malen, also Bilder die in sich Tausende von Bildern dieser Welt enthalten. Wie ein Samenkorn seine Pflanze enthält und das Gen ein Geschöpf. Wieczorek begreift Kunst jenseits von Marktinteressen als Bildungsauftrag an die Gesellschaft. Wieczorek will die Kunst vom »Altar« stoßen und sie ins Leben zu stellen. Dieses Leben soll sich in demokratischen Spielregeln entwickeln können, in einer Demokratie die an sich arbeitet und Persönlichkeiten freisetzt, Individuen die das Prinzip anstreben: »Alle für Einen, Einer für Alle«. Dies zu einem 11. Gesellschaftsgebot erheben und der Welt dieses zum Vorbild wird. Das ist naiv, aber so naiv war auch einmal der Wunsch zu fliegen. Wieczorek ist ein Arbeiter an der Kunst, ein Bildungsbürger der seine Bildung vergißt um diese durch Kreativität, durch den Gestaltungsakt zu neuen Kunstansätzen zu gelangen und an den Ideen der Moderne weiter zu arbeiten. Nichts ist fertig, alles Übung und die Überwindung des Todes liegt im Nächsten.

Unser Denken muss sich aus dem Heute durch die Geschichte auf die Zukunft trainieren und orientieren. Weltbürger sollen wir werden und das soll etwas anderes sein als belogene globalisierte Angstmenschen, Autofahrende Weltsklaven oder gar Opfer perfider Ausbeutungsmacht.